„Aufbrechen im Glauben“: Glaubensreise ins Burgund

Gruppenbild im ehm. Kloster Fontenay.

Unter dem Thema „Aufbrechen im Glauben“ starteten 37 Pilgerinnen und Pilger am Samstag, dem 7. März 2020 um 6 Uhr mit dem Bus nach Burgund. Begleitet wurden wir von Pfarrer Andreas Gälle, Pater Jörg Widmann und dem Aachener Domvikar Dr. Peter Dückers. Unser erstes Ziel war Citeaux, Ursprung und Ausgangspunkt des Zisterzienserordens. Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1098 von Robert der Molesme, der mit der inzwischen zu laschen Lebensweise der Benediktiner unzufrieden war. Im Jahr 1112 trat dort Bernhard von Clairvaux ins Kloster ein, wurde später Abt und nach seinem Tod 1153 im Jahr 1174 heiliggesprochen. Wegen seiner Schriften im Stil der großen Kirchenväter wurde er im Jahr 1830 von Papst Pius VIII. zum Kirchenlehrer ernannt.

Von dem einstigen Kloster sind nur noch wenige Gebäude erhalten. Heute leben in dem Kloster Mönche vom Zisterzienserorden der strengeren Observanz (Trappisten). Um 12.30 Uhr konnten wir beim Mittagsgebet der Mönche dabei sein.
Anschließend ging es weiter nach Beaune, wo das Hôtel-Dieu auf uns wartete, das im Jahr 1443 von Nicolas Rolin, einem reichen Bürger, gestiftete Hospital für die armen Kranken. Das eindrucksvolle Bauwerk ist heute ein Museum, in dem sehr anschaulich die medizinische Versorgung der Menschen in späten Mittelalter dokumentiert ist. Ein besonderes Kunstwerk ist der 1450 gemalte Flügelaltar für die Kapelle im Krankensaal „Das Jüngste Gericht“ von Rogier van der Weyden. Unser letztes Ziel an diesem Tag war die Basilika „Notre Dame“ ein romanischer Kirchenbau aus dem 12. Jahrhundert.
Am Sonntag, dem 8. März ging es nach Autun. In der Kathedrale Saint-Lazare feierten wir die Sonntagsmesse mit der dortigen Gemeinde. Vorher konnten wir die dem heiligen Lazarus geweihte Basilika besichtigen. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Ganz besonders beschäftigte uns das Weltgerichtstympanon über dem Westportal. Dargestellt ist Christus als Weltenrichter. An der Mimik und ihren Gesten sind sowohl die Auserwählten wie auch die Verdammten zu erkennen.
Am Nachmittag ging es weiter nach Tournus. , Die Abteikirche Saint-Philibert in Tournus gehört zu den bedeutendsten frühromanischen Sakralbauten Frankreichs, Wie bei vielen anderen Kirchen aus der Zeit vor 1100 hat die Fassade einen wehrhaften Charakter. Sie war ursprünglich ein Verteidigungswerk, daher die Schießscharten und die Schmucklosigkeit. Der Abschluss des Tages fand im Karmelitinnenkloster Mazille statt. Die Schwestern leben dort in Klausur und betreiben eine Landwirtschaft. Um 17.30 Uhr waren wir beim Abendgebet der Schwestern in der Kapelle des Klosters.
Am Montag, dem 9. März war Cluny unser nächstes Ziel. Die im Jahr 910 gegründete Benediktinerabtei war über zwei Jahrhunderte hinweg Mittelpunkt des cluniazensischen Klosterverbandes, der im Laufe der Zeit über tausend Klöster mit mehr als zwanzigtausend Mönchen umfasste. Die Klosterkirche war zeitweise das größte Gotteshaus des Christentums. In der französischen Revolution wurde die Abtei 1790 geschlossen und 1801 als Steinbruch für den Straßenbau und für Häuser der Stadt verwendet. Bei der Besichtigung der heute noch vorhandenen Gebäude konnten wir die frühere Ausdehnung der Anlage erahnen.
Anschließend ging es weiter nach Taizé. Die Communauté de Taizé ist ein internationaler ökumenischer Männerorden; etwa hundert Brüder gehören dem Orden an. Bekannt ist Taizé für die ökumenischen Jugendtreffen, zu denen jährlich rund 100.000 Besucher kommen. Wir konnten das Mittagsgebet miterleben. Dabei und beim anschließenden Mittagessen bekamen wir einen Eindruck von der Atmosphäre von Taizé, auch wenn im zeitigen Frühjahr nur wenige junge Menschen dort waren. Den Besuch in Taizé beendeten wir mit einer Messfeier in der Krypta der Versöhnungskirche.
Dann ging es weiter zur Burg Pierreclos, wo uns Herr Pidault, der Burgherr, erwartete. Zunächst führte er uns in die wechselvolle Geschichte der Burg ein, zeigte uns die Kirche aus dem 12, Jahrhundert, von der nur noch der Glockenturm und der Chor übrig ist, und sorgfältig restaurierte Burgräume mit Waffen und Geräten aus dem Mittelalter. Daran schloss sich eine Weinprobe an, bei der wir Erzeugnisse des angeschlossenen Weinguts kennenlernten.
Unser Ziel am nächsten Tag war Paray le Mondial. Der Ort ist Ursprung der Herz-Jesu-Verehrung. Die Salesianerin Marguerite-Marie Alacoque (1647–1690) hatte eine Reihe von Jesus-Erscheinungen. Die bedeutendste Erscheinung war die vom Fronleichnamsfest 1675, bei der sie den Auftrag erhielt, für die Einführung des Herz-Jesu-Festes zu wirken. Nach der Besichtigung der spätromanischen Basilika Sacre Coeur wurden wir in die Geschichte der Herz-Jesu-Verehrung eingeführt, konnten einen kurzen Blick in die Kapelle der Heimsuchung werfen und feierten anschließend die heilige Messe in der Kapelle Saint Colombière, die dem 1992 von Papst Johannes Paul II heiliggesprochen Beichtvater von Marguerite-Marie Alacoque gewidmet ist.
Weiter ging es nach Nevers, eine er ältesten Städte Burgunds am Zusammenfluss von Nièvre und Loire. Zwei Kirchen in Nevers sind kunstgeschichtlich bedeutsam, Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte und die ehemalige Prioratskirche Saint-Etienne, eine der besterhaltenen Kirchen der frühen Romanik Frankreichs. Zur Übernachtung in Nevers gingen wir ins Gästehaus des Klosters St. Gildard,, wo uns Schwester Susanne vom Orden der Schwestern der Nächstenliebe von Nevers empfing. In der Kapelle des Klosters ist der unverweste Leichnam der heiligen Bernadette Soubirous aufgebahrt, der Seherin von Lourdes, die Ordensschwester in Nevers war. Schwester Susanne erzählte uns von Leben der heiligen Bernadette im Kloster von Nevers und von den Aufgaben der Schwestern der Nächstenliebe in der Fürsorge für die Armen an viele Orten in der Welt.
Den 11. März begannen wir mit einer Messe in der Kapelle des Klosters, bevor wir uns nach Vézelay aufmachten. Zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde Vézelay durch seine Schutzheilige Maria Magdalena. In der romanischen Basilika Sainte-Marie-Madeleine aus dem 12. Jahrhundert befinden sich Reliquien der Heiligen. Nach der Besichtigung von Kirche und Krypta waren wir beim Mittagsgebet Schwestern und Brüder der Gemeinschaft von Jerusalem, die 1975 im Zuge der Erneuerungsbewegung nach den II: Vatikanischen Konzil gegründet wurde. Die Brüder und Schwestern arbeiten für ihren Lebensunterhalt halbtags in einem Beruf, während sie die andere Tageshälfte dem kontemplativen Gebet und der Gemeinschaft widmen. Als nächstes besuchten wir Fontenay, eines der besterhaltenen Klöster der Zisterzienser, Es wurde im Jahr 1118 von Bernhard von Clairvaux gegründet. Die Abtei besteht aus der Basilika, dem Kloster mit Dormitorium, Refektorium und Kapitelsaal, dem Abtspalast, den Wirtschaftsgebäuden und den klösterlichen Gärten Mit der Französischen Revolution 1789 endete das Klosterleben. Die Anlage befindet sich heute in Privatbesitz.
Donnerstag, der 12. März war der letzte Tag unserer Reise. Er begann mit einem Spaziergang in Dijon, der Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté. Wir besichtigten Notre-Dame, eine 1220 bis 1250 im Stil der burgundischen Gotik erbaute Kirche, sahen den herzoglichen Palast und feierten unseren Abschlussgottesdienst in einer Kapelle der Kathedrale von Dijon, die dem heiligen Benignus, dem Apostel Burgunds geweiht ist. Nach einem Mittagessen im Hotel machten wir uns auf den Heimweg und kamen wohlbehalten am Abend in Untertürkheim an.
Wir haben auf dieser Pilgerreise mittelalterliche Frömmigkeit, Glaubenszeugen unterschiedlicher Epochen und Beispiele gegenwärtiger Spiritualität und tätiger Religiosität kennengelernt. Herzlichen Dank Herrn Pfarrer Gälle für Organisation und geistliche Begleitung, ebenso Herrn Domvikar Dr. Dükers und Pater Jörg Widmann und Roland Weeger für schriftliche und mündliche historische und theologische Erklärungen.

Abschlussmesse in Dijon.

Text: Karl-Anton Schuster, Fotos: Jürgen Lux

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